Als politischer Beobachter habe ich Friedrich Merz lange Zeit kritisch betrachtet. Insbesondere sein inkonsequenter Umgang mit der Schuldenbremse, die zwar in Zeiten multipler Krisen oft wie ein starres Korsett wirkt, deren Aufhebung er aber vor der Wahl vehement abgelehnt hat. Dazu sein ambivalenter Umgang mit der sogenannten Brandmauer gegenüber rechtspopulistischen Kräften, was sehr wenig mit Demokratie zu tun hat, haben mich skeptisch gestimmt. Diese Punkte schienen mir Ausdruck einer Politik, die zuweilen mehr auf ideologische Prinzipien als auf pragmatische Lösungen setzt – eine Haltung, die ich als unzureichend für die heutigen Herausforderungen empfand.
Doch in den letzten Tagen habe ich begonnen, mein Bild von Merz zu hinterfragen. Sein Auftreten im internationalen Kontext, etwa seine Begegnungen mit Donald Trump, zeigt einen Politiker, der sich nicht einschüchtern lässt und Deutschland mit einer selbstbewussten, aber besonnenen Haltung repräsentiert. Besonders bemerkenswert finde ich auch seine Bereitschaft, Kritik an Israel zu äußern – ein Schritt, der in der deutschen Politik lange Zeit ein Tabu war. Kein Kanzler vor ihm hat sich in dieser Form getraut, eine differenzierte Position zu beziehen, die sowohl die historischen Verpflichtungen Deutschlands als auch die Notwendigkeit einer klaren Haltung zu Menschenrechten und internationalem Recht berücksichtigt.
Diese Entwicklungen lassen mich innehalten. Zwar bleiben meine Vorbehalte gegenüber der Schuldenbremse und der Brandmauer bestehen, doch Merz’ Außenpolitik zeigt Facetten, die ich so nicht erwartet hätte. Es ist ein Wandel, der mich dazu bringt, meine Meinung über ihn Stück für Stück zu überdenken – ohne dass ich ihm bereits einen Freifahrtschein ausstelle. Die Zukunft wird zeigen, ob diese neuen Eindrücke Bestand haben. Vielleicht geligt es ihm ja auch, die Brandmauer einzureissen und zum Wohle der Demokratie, die AfD in die Politik einzubeziehen. Meiner Meinung nach der beste Weg,de Zuwachs der rechten Kräfte zu bremsen.